Dienstag, 23. Februar 2010

Auf ein Neues

Wie Sting einst die Fremdheit eines Engländers in New York besang, so könnte er das Motto für meinen Start in die zweite Woche Posen besingen. Uh, das war jetzt vielleicht etwas hochgegriffen, aber im Ernst: Das war das erste Lied, was ich durch Zufall in Posen gehört habe, ein Zeichen? Diese Woche ist für uns beide legal-aliens jedenfalls die Woche der Entscheidung, ob wir Wohnung und Sinn unseres Aufenthalts in Posen finden oder eben nicht.

Nach den schönen Tagen in Berlin fiel die Rückfahrt schwer. Nun könnte man meinen, dass es einem umso einfacher in Posen gemacht werden sollte. Weitgefehlt: Wir bekamen nicht dasselbe Zimmer, sondern ein neues: Sprich, wieder kein Internet, wieder das Gerenne, um eine Freischaltung zu bekommen. Kein Herd... Also aus dem ruhigen häuslichen Montagabend mit Spaghetti Napoli und Blümchentee, den wir nach der ermüdenden Zugfahrt dann doch der Erasmusparty vorziehen wollten, wurde nichts. Also auf zur Nahrungssuche, und dann doch auf zur Party, die dann wieder vor Mitternacht mit der Feststellung unsererseits endete, dass wir zu "alt" für diesen ganzen Zirkus seien.

Bei Johann startet heute die "Polish Week" unter dem Motto "Beautiful Poland", eine Einführungsveranstaltung für Auslandsstudenten, bei denen die Schönheiten polnischer Kultur vorgestellt werden: Programmpunkt 1, eine Brauereiführung (Start 13 h, sic!)
Diesen Punkt lass ich als Quartalssäufer mir natürlich nicht entgehen, und werde mich gleich unter die Politechnikumsstudenten mischen. Anschließend gehts dann angeheitert in den Sprachkurs... in diesem Sinne, Prost!

Freitag, 19. Februar 2010

Erstwochenfazit

So, die erste Woche Posen läge hinter mir. Da wir fürs Wochenende keine Bleibe hatten, sind wir wieder in Berlin bis Montag. Ach ja, a propos "Bleibe": Eine solche haben wir auch bislang noch nicht gefunden. Das könnte auch ein Grund sein, weshalb sich die erste Woche mehr nach Urlaub anfühlte, als die Ankunft in einer neuen Heimat auf Zeit. Für die nächsten Werktage sind wir aber wieder in unserem Gästeappartment, dass sich im nebenstehend abgebildeten Studentenwohnheim befindet, untergekommen. Bis Ende des Monats spätestens brauchen wir eine Unterkunft - noch warten wir auf die endgültige Zusage von Johanns Hochschule, dass wir dort unterkommen könnten.

Genug zur Unterkunftsfrage. Fazit der ersten Woche: Ich glaube, wir sind zu alt für tägliches Erasmuspartyleben mit Unmengen Alkohol und kosmopolitischem Smalltalk. Für die nächste Woche stehen deshalb exzessive Teeabende an, Heizdecken und orthopädische Strümpfe sind auch mit im Gepäck.

Am Montag fahren wir dann wieder nach Posen, in der Hoffnung, dass die nächste Woche besser wird als die erste und wir diesmal mehr Glück mit allem haben.

Mittwoch, 17. Februar 2010

Die berühmten Steine im Weg

So könnte man nennen, was wir derzeit in Posen durchleben, um mal eine Auflistung zu geben: In dem Zimmer, dass uns nun zugewiesen wurde, dürfen wir nun doch nur bis Ende des Monats bleiben. Den Sprachkurs, den wir machen wollen, dürfen wir nun doch nicht zusammen machen. Johanns Vorlesungen sind jetzt doch nicht auf Englisch, sondern nur auf Polnisch. Mein Englisch ist doch schlechter, als ich dachte. Das was bleibt, ist die hohe Motivation und die große Unterstützung von Außerhalb, die einen davon abhalten, nicht doch die Ernüchterung Herr werden zu lassen.

Die freien Minuten des heutigen Tages konnten wir immerhin dazu nutzen, eine kleine Exkursion nach Thorn zu machen, in die Geburtsstadt Kopernikus'. Nebenstehend eine kleine "Impression", Blick über die Weichsel auf die Altstadt Thorns.

Dienstag, 16. Februar 2010

Inauguracja

Tja, Mensch, so einfach war das dann doch nicht. Worst Case, Wohnheime sind voll, bei beiden Studentenwerken, man mag es kaum glauben. Jetzt wurde aber der Direktor des Posener Politechnikums gefragt, ob es möglich wäre, für uns ein Doktorandenzimmer zu reservieren, in dem wir wohnen dürften, auf Dauer. Wir sind hoffnungsvoll, es sollte klappen.

Inauguration auch überstanden: Man mag es kaum glauben, hier sind über 60% Erasmusstudenten aus der Türkei (ja, auch wenn der Edmund sich gegen eine EU-Aufnahme wehrte, an Erasmus nehmen die osmanischen Freunde teil). Der Rest sind Spanier und dann folgen Landsleute europäischer Länder, deren Namen man erst gedanklich in die Liste der EU-Mitglieder aufnehmen muss. Zumindest gab es bei der Vorstellung der deutschen Erasmusstudenten (2) verhaltenen Anstands-Applaus, bei der Türkei gab es großes Gejubel.

Jetzt geht es gleich los auf die erste Erasmusparty... mal sehen, ob unsereins an Auberge Espagnol anknüpfen kann. Die Deutschen sind ja bekannt für ihre Tanzwut.

Tage der Entscheidungen

Oh ha, das waren ja ereignisreiche erste Tage... so könnte eine Einleitung eines Berichtes über den Anfang eines Auslandaufenthaltes lauten. Ereignisreich war es bei mir schon - wenn gleich auch nicht, weil ich noch auf das "Ereignis" warte: Gleich vom Bahnhof holte mich meine Mentorin ab und brachte uns zu unserem "pokój goscinne" im Studentenwohnheim... Ein pokój goscinne ist kein normales Wohnheimszimmer, sondern ein Gästeappartment für Doktoranden etc., mit Küche, Bad, Internet (normalerweise hier nicht Standard) und sogar Fernsehen mit deutschem Prekariatskanal. Wie schade, dass wir hier nicht länger wohnen bleiben können. Wenngleich, einen Wermutstropfen gibt es: das Schlafzimmer muss ich mir mit Johann teilen, der eher zu den Frühaufstehern zu zählen ist. Aber das sind alles Prinzesschen-Allüren, wenn man bedenkt, dass der polnische Ottonormalstudent sein Schlafzimmer mit bis zu 4 Personen teilen muss, weil er durchschnittlich 2 Euro im Nebenjob verdient.

Aber warten wir es ab, bislang hab ich nämlich noch kein Zimmer für die nächste Woche hier, alle Wohnheim sind voll, und mir wurde dringend davon abgeraten, das mir angebotene 2-Bettzimmer im "Hanka"-Studentenwohnheim zu nehmen. Jetzt stehe ich also gerade vor der Entscheidung, ob ich nicht sogar in eine WG ziehe.

Gleich geht es los zur Immatrikulationsfeier, wo alle Euopäer feierlich begrüßt werden, standesgemäß mit anschließender Erasmusparty. Seit heute hab ich auch Internet, also es gilt die Devise "to be continued..."

Montag, 8. Februar 2010

Das nenn ich ein Alibi...

einen Alibi-Stundenplan. Der steht nämlich jetzt fest. Für mein EU-Stipendium bin ich nämlich verpflichtet, ein paar Kurse mehr als den Sprachkurs zu besuchen, d.h. ich werde mich ab nächster Woche in Veranstaltungen rumplagen, die Titel tragen, wie:
  • Lesser Used Languages in Europe
  • History of Polish Literature in a Nutshell: the 19th and 20th Centuries
  • und Tourism in Polish Mountains
Das kann ja nur noch "heiter" werden, besonders bei meinen Englischkenntnissen :)
Dafür hat mir die Uni jetzt ein äußerst sympathische "Mentorin", sprich eine Studentin, die sich um das Wohlergehen der ausländischen Zöglinge kümmert, an die Seite gestellt. Wenn alle Menschen in Poznan so zuvorkommend zu mir sind, sehe ich dem ganzen Aufenthalt nur noch positiv entgegen...

Freitag, 5. Februar 2010

Nennt mich dekadent...

...aber mit dem Gedanken, zu zweit mit einem fremden, schnarchenden männlichen Etwas in einem 10 m²-Zimmer meine nächste Zeit zu verbringen, ohne Nasszelle und ohne Zugang zum weltweiten Netz kann ich mich irgendwie nicht so recht anfreunden, sprich... ich muss schätzungsweise mein neuestes Wohnungsangebot für Polen noch einmal überdenken :)